Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten

Presseinformationen

Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

7/2019: Exil in Shanghai – Zeitzeugengespräch mit Lothar Prager in der Gedenkstätte Sachsenhausen über jüdische Flüchtlinge während des Nationalsozialismus

25. Januar 2019

Nr.: 7/2019

Lothar Prager war noch ein Säugling, als seine Eltern mit ihm vor 80 Jahren im Januar 1939 vor den Nationalsozialisten aus Berlin nach Shanghai flüchteten. Sein Vater Georg Prager, Inhaber einer kleinen Druckerei, war nach dem Novemberpogrom 1938 drei Wochen im KZ Sachsenhausen inhaftiert gewesen. Am Donnerstag, 31. Januar 2019, um 18.30 Uhr berichtet Lothar Prager in der Gedenkstätte Sachsenhausen im Gespräch mit der Historikerin Miriam Bistrovic (Leo Baeck Institute) über den schwierigen Neuanfang der Familie in Südostasien und die Erfahrungen des Exils. Moderiert wird das Gespräch von der stellvertretenden Gedenkstättenleiterin Astrid Ley.

Als Fluchtziele kamen für die Familie Prager aus Visumsgründen nur Südamerika oder Shanghai in Betracht. Für Letzteres konnte die Mutter tatsächlich Schiffskarten ergattern. Im Bezirk Hongkou fand die Familie eine kleine Wohnung, doch als Drucker konnte Prager in der chinesischen Stadt nicht arbeiten. Mühsam schlug sich die Familie mit Gelegenheitsjobs und dem Verkauf mitgebrachter Haushaltsgegenstände durch.

Nach Kriegsende konnte eine nach Melbourne emigrierte Cousine Einreisepapiere für Australien beschaffen. 1946 ? nach acht Jahren in Shanghai ? siedelten die Pragers nach Melbourne über, wo der Sohn Lothar noch heute lebt. Als Mitarbeiter einer jüdischen Druckerei brachte es Georg Prager wieder zu bescheidenem Wohlstand. Anfang 1960 starb er im Alter von knapp 56 Jahren.

Die Pragers waren tief in Deutschland verwurzelt. In der Kleinfamilie wurde auch im Exil stets Deutsch gesprochen. Noch heute hat der Sohn Lothar einen Berliner Zungenschlag. Dennoch: Die Vertreibung aus der Heimat hat das Ehepaar Prager tief gekränkt. Vor allem Margarete Prager (1906-1976) wollte nie wieder deutschen Boden betreten.

Die Geschichte der Familie Prager ist eine von zwölf Familiengeschichten, die in der Ausstellung „Im Reich der Nummern. Wo die Männer keine Namen haben“ dargestellt wird. Die Ausstellung, die die Geschichte von Haft und Exil der Novemberpogrom-Gefangenen im KZ Sachsenhausen erzählt, wird am Sonntag, 27. Januar 2019, um 14.00 Uhr in der Gedenkstätte Sachsenhausen im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus eröffnet.

 

Donnerstag, 31. Januar 2019, 18.30 Uhr
Exilerfahrungen von jüdischen Geflüchteten in Shanghai während des Nationalsozialismus

Gespräch mit Lothar Prager (Sohn eines ehemaligen Sachsenhausen-Häftlings) und Miriam Bistrovic (Leo Baeck Institute)
Moderation: Astrid Ley (Gedenkstätte Sachsenhausen) 

Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
Straße der Nationen 22, 16515 Oranienburg
Besucherzentrum
 

Die Ausstellung „Im Reich der Nummern“ ist vom 29. Januar bis zum 31. Juli 2019 im Neuen Museum zu sehen (Öffnungszeiten: Di bis So 8.30 bis 16.30 Uhr, ab 15. März täglich 8.30 bis 18.00 Uhr).

Zurück zur Übersicht