Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
61/24: In der Gedenkstätte Sachsenhausen wurde heute ein Gedenkzeichen für den spanischen Politiker und Gewerkschafter Francisco Largo Caballero eingeweiht
14. Oktober 2024
Nr.: 61/2024
In Anwesenheit von Vertretern der spanischen Regierung, der Allgemeinen Spanischen Arbeitergewerkschaft UGT und der Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi, wurde heute in der Gedenkstätte Sachsenhausen ein Gedenkzeichen zu Ehren des spanischen Politikers und Gewerkschafters Francisco Largo Caballero (1869-1946) enthüllt, der von 1943 bis zur Befreiung 1945 im KZ Sachsenhausen inhaftiert war. Das von dem Bildhauer Serge Castillo geschaffene Gedenkzeichen – ein Bronzerelief mit dem Porträt Largo Caballeros vor dem „Turm A“ des KZ Sachsenhausen – ist eine Initiative der Francisco-Largo-Caballero-Stiftung und der Gewerkschaft UGT in Kooperation mit der spanischen Botschaft und dem Ministerium für Territorialpolitik und demokratische Erinnerung der spanischen Regierung.
Bei der Veranstaltung zur Enthüllung des Denkmals sagte der Botschafter von Spanien in Deutschland, Pascual Navarro: „Mit dem Gedenkstein wird nicht nur an seine Person, sein Wirken erinnert. Der Gedenkstein für Largo Caballero soll auch all diejenigen würdigen, die hier für ihre Ideale, für Freiheit und Gerechtigkeit ihr Leben verloren haben. Er soll zugleich Mahnung für unsere Zeit sein.”
Pepe Álvarez, Generalsekretär der Gewerkschaft UGT, sagte: „Largo Caballero war nicht nur für die Entwicklung der Gewerkschaften in Spanien von großer Bedeutung, sondern er hat auch die Grundlagen des spanischen Sozialsystems geschaffen. In Madrid wurde kürzlich ein ihm gewidmetes Denkmal demontiert. Die Gewerkschaft UGT freut sich außerordentlich, dass das Denkmal laut eines Gerichtsbeschlusses wieder errichtet werden muss.“
Die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi sagte: „Der Gedenkstein ist mehr als nur ein Denkmal für Francisco Largo Caballero. Er erinnert uns daran, wie wichtig es ist, auch heute für die Rechte der Beschäftigten einzutreten und für Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit zu kämpfen. Die Werte, für die er sein Leben einsetzte, sind universell und zeitlos. In einer Zeit, in der Nationalismus und autoritäre Tendenzen erneut erstarken, ist es unsere gemeinsame Verantwortung, uns für eine offene und gerechte Gesellschaft einzusetzen. Arbeitnehmerrechte und Bürgerrechte sind nicht voneinander zu trennen. Denn Arbeit ist und bleibt die Grundlage für ein selbstbestimmtes und freies Leben.“
Die stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Sachsenhausen, Astrid Ley, sagte: „Der frühere Ministerpräsident Spaniens Francisco Largo Caballero ist der wohl bekannteste spanische Sachsenhausen-Häftling. Er steht für eine Häftlingsgruppe, der bisher kaum Aufmerksamkeit in der deutschen und europäischen Erinnerungskultur zu Teil wurde, auch wenn die spanische Regierung 2011 eine erste Gedenktafel für die spanischen Opfer in Sachsenhausen anbringen ließ. Auch deshalb haben wir uns sehr über die Initiative gefreut, diesen bedeutenden spanischen Politiker und Gewerkschafter am Ort seiner KZ-Haft mit einem Gedenkzeichen zu ehren, das sicherlich nicht nur bei den vielen Gedenkstättenbesuchern aus Spanien Beachtung finden wird.“
Francisco Largo Caballero war einer von hunderten spanischen Republikanern, die im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert waren. Der ehemalige sozialistische Ministerpräsident und Kriegsminister der spanischen Republik floh nach der Niederlage im Spanischen Bürgerkrieg nach Frankreich, wo er im Februar 1943 durch die deutsche Besatzungsmacht verhaftet wurde. Nach mehrwöchigen Verhören in Berlin verschleppten die Nationalsozialisten ihn im August 1943 in das KZ Sachsenhausen. Dort war der 74-Jährige einer der ältesten Häftlinge, den viele der politischen Mithäftlinge aus ganz Europa erkannten und verehrten. Politische Funktionshäftlinge sorgten vermutlich dafür, dass der betagte spanische Gewerkschaftschef im Krankenrevier des Lagers unterkam. Häftlingsärzte und spanische Mitgefangene kümmerten sich um Caballero, sodass er die Befreiung des Konzentrationslagers im April 1945 erlebten konnte. Nach seiner Rückkehr ins Exil nach Paris verstarb er dort im März 1946.
Anlässlich der Einweihung des Gedenksteins findet heute um 17.30 Uhr im Auditorium der spanischen Botschaft in Berlin eine Diskussionsveranstaltung zu Erinnerungspolitiken in Deutschland und Spanien statt.
Mit Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung
Information: www.sachsenhausen-sbg.de
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