Sachsenhausen Memorial and Museum
59/2018 Sonderausstellung über Haft und Exil der Novemberpogrom-Gefangenen im KZ Sachsenhausen wird im Berliner Abgeordnetenhaus eröffnet
02. November 2018
no.: 59/2018
Am 9. November 2018 jährt sich zum 80. Mal die Pogromnacht von 1938, als Schlägertrupps der NSDAP und SA vor aller Augen Synagogen in Brand setzten, jüdische Bürger misshandelten und ihre Geschäfte und Wohnungen zertrümmerten. 27.000 jüdische Männer wurden nach den Ausschreitungen verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt, über 6.300 von ihnen in das KZ Sachsenhausen. Ihr Schicksal steht im Zentrum einer Sonderausstellung der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, die am Donnerstag, 8. November 2018, um 18:00 Uhr im Berliner Abgeordnetenhaus durch den Präsidenten des Abgeordnetenhauses Ralf Wieland eröffnet wird. Parallel wird die Ausstellung ab dem 9. November 2018 im Holocaust Museum Houston (USA) gezeigt.
„Am Anfang der Ausstellung stand die Begegnung mit den Kindern und Enkeln von Pogrom-Häftlingen des KZ Sachsenhausen, für die die inzwischen 80 Jahre zurückliegenden Ereignisse immer noch sehr präsent sind“, sagte die stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Sachsenhausen Astrid Ley, die die Ausstellung kuratiert hat. „Da die Massenverhaftungen den Auswanderungsdruck erhöhen sollten, wurde die große Mehrheit der Verhafteten nach einigen Wochen unter der Auflage wieder entlassen, sofort aus Deutschland zu emigrieren. Viele von ihnen überlebten in der Folge das NS-Regime“, sagte Ley. An der Ausstellungseröffnung werden Nachkommen der 2. und 3. Generation aus Brasilien, Israel, der Schweiz und den USA teilnehmen. Prof. Dr. Alexander de Beer, Sohn des aus Oldenburg stammenden ehemaligen Sachsenhausen-Häftlings Walter de Beer, wird zu den Anwesenden sprechen.
Die Geschichte der nach dem Novemberpogrom im KZ Sachsenhausen internierten jüdischen Männer wird in der Ausstellung exemplarisch an zwölf Lebensgeschichten beleuchtet, die mit den wichtigsten Zufluchtsländern dieser Phase (Großbritannien, USA, Südamerika, Mandatsgebiet Palästina) in Beziehung stehen. In Interviews berichten Kinder und Enkel, wie die erzwungene Emigration der (Groß-)Eltern das Leben der Familie beeinflusst hat, wie es ihnen gelang, sich im Exil eine Existenz aufzubauen und ob sie eine neue Heimat fanden.
Diese Schilderungen der Lebensgeschichten stehen im Zentrum der Ausstellung. Sie nehmen ihren Ausgang im KZ Sachsenhausen, das der 1939 nach Argentinien geflohene und 1945 nach Israel ausgewanderte Gerhard Nassau später als Herrschaftsgebiet der Nummern beschrieb, "wo die Zeit stillsteht und die Männer keine Namen haben". Bei den in der Ausstellung präsentierten Interviews und familien-biografischen Fotos und Dokumenten handelt es sich um neues, in Deutschland noch nie gezeigtes Material, das in den USA, Großbritannien und Israel aufgezeichnet oder gesammelt werden konnte.
In der Ausstellung werden auch diejenigen mindestens 64 Häftlinge des Novemberpogroms in den Blick genommen, die die Haft im KZ Sachsenhausen nicht überlebten. Andere wurden zwar entlassen, konnten aber nicht emigrieren und wurden später in Ghettos und Vernichtungslager deportiert und ermordet. Weitere schließlich, die in Frankreich oder den Niederlanden Zuflucht fanden, gerieten ab 1940 erneut in die Gewalt der Deutschen und fielen ebenfalls dem Holocaust zum Opfer.
Das vollständige Programm der Eröffnungsveranstaltung sowie das Begleitprogramm zur Ausstellung entnehmen Sie bitte der Einladungskarte im Anhang.
Donnerstag, 8. November 2018, 18:00 Uhr
Ausstellungseröffnung „Im Reich der Nummern. Wo die Männer keine Namen haben. Haft und Exil der Novemberpogrom-Gefangenen im KZ Sachsenhausen“
Abgeordnetenhaus von Berlin
Niederkirchner Straße 5, 10117 Berlin
Dauer: 9. bis 30. November 2018
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9:00 bis 18:00 Uhr (15. und 29. November geschlossen)
Eine Ausstellung der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds und der Axel-Springer-Stiftung.
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