Im Rahmen eines neuen Bildungsformats der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten können beim Besuch einer Gedenkstätte in Potsdam, Sachsenhausen oder Brandenburg (Havel) die Geschichten von ehemaligen Häftlingen mit Hilfe einer Lern-App erforscht werden. Diese Forschungsreise funktioniert tabletbasiert am historischen Besuchsort. Mit digitalen Tools werden die zwei anderen Haftstätten einbezogen. Die Lern-App richtet sich an Schulklassen aller Schulformen ab der Jahrgangsstufe 9 sowie an Gruppen der außerschulischen Jugendarbeit. Ihre Nutzung wird im Rahmen von gedenkstättenpädagogisch begleiteten Workshops angeboten. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Die Nutzerinnen und Nutzer schlüpfen in die Rolle von Forschenden und rekonstruieren mit Hilfe von Objekten, Fotos und Dokumenten das Schicksal deutscher und sowjetischer Häftlinge, die zwischen 1945 und 1956 im Speziallager Sachsenhausen, im Zuchthaus Brandenburg-Görden oder im Untersuchungsgefängnis in der Potsdamer Leistikowstraße inhaftiert waren. Ziel ist es, Methodenkompetenz bei der Arbeit mit historischen Quellen auszubilden und Kenntnisse über die sowjetische Inhaftierungspraxis nach dem Zweiten Weltkrieg zu vermitteln. Am Ende des Workshops sollen die Nutzerinnen und Nutzer als Expertinnen und Experten in einem erinnerungspolitischen Konflikt auftreten und in einer kontroversen Debatte eine begründete Haltung zu der Frage beziehen, ob eine Straße den Namen desjenigen Häftlings tragen soll, mit dessen Biografie sie sich beschäftigt haben.
Das hybride Bildungsformat ist das Ergebnis eines von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von „Jugend erinnert“ geförderten Kooperationsprojekts der Gedenkstätten Sachsenhausen, Leistikowstraße Potsdam und Zuchthaus Brandenburg-Görden mit dem Lehrstuhl für Geschichtsdidaktik an der Humboldt Universität zu Berlin.