Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten

Presseinformationen

Gedenkstätte Opfer der Euthanasie-Morde

3/25: Die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel startet ein digitales Spiel-Projekt zur familiären Erinnerung an die NS-Geschichte

17. Januar 2025

Nr.: 3/2025

Seit Jahresbeginn arbeitet die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde gemeinsam mit dem Leipziger Gamestudio ROTxBLAU an einem digitalen Spiel über Familienerinnerungen an die NS-Zeit. Das von der Alfred Landecker Foundation geförderte Projekt zielt darauf ab, die zwischenmenschlichen Dynamiken zu beleuchten, die das Sprechen über den Nationalsozialismus in Familien behindern, aber auch ermöglichen können.

Die Spielidee von „Meine Oma (88)“ besteht darin, dass die Spielerinnen und Spieler in die Rolle einer jungen Frau schlüpfen, die ihre Großmutter zur Familiengeschichte befragt und dabei mit der Erinnerungswelt der Kriegskindergeneration konfrontiert wird. Im Zentrum steht die Frage, inwieweit Familienangehörige in die nationalsozialistischen Euthanasie-Verbrechen verstrickt waren. Die Oma gibt ihre Erinnerungen jedoch nur widerwillig preis, zudem sind sie verfälscht und bruchstückhaft.

Aufgabe der Spielerinnen und Spieler wird es sein, die Großmutter dazu zu bringen, von der beschwiegenen Vergangenheit zu erzählen, und diese Erzählungen gleichzeitig zu hinterfragen. Dabei können Einsichten gewonnen werden, wie die langfristigen psychischen Folgen des Nationalsozialismus Familien bis in die Gegenwart hinein prägen.

Gedenkstättenleiterin Sylvia de Pasquale: „Eine Vielzahl von Computerspielen nutzt den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg als historisches Setting. Das digitale Spiel ‚Meine Oma (88)‘ verschiebt dagegen den Fokus von einer rein historischen Perspektive auf die NS-Geschichte hin zu einer Auseinandersetzung mit der transgenerationalen Erinnerung daran. So wird nicht zuletzt die Gegenwartsrelevanz der Thematik verdeutlicht.“

Alexander Zenker, Creative Director von ROTxBLAU: „Wir sind stolz darauf, mit der Gedenkstätte in Brandenburg zusammenzuarbeiten – einem Partner, der mit seinem Wissen und seiner Expertise das Fundament unseres Spiels stärkt. Diese Zusammenarbeit erlaubt es uns, eine Geschichte zu erzählen, die nicht nur die Vergangenheit beleuchtet, sondern auch die Auswirkungen der Geschichte auf die heutige Generation. Wir möchten die Spielenden dazu anregen, sich mit den oft unbequemen, aber unvermeidbaren Wahrheiten ihrer eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen – und das auf eine Weise, die nachhält und verändert."

Lena Altman, Co-CEO der Alfred Landecker Foundation sagt: „Geschichtsrevisionismus und Holocaust-Leugnung nehmen zu, vor allem im Digitalen. Umso wichtiger ist es, aktivierende Formate für die Erinnerung an den Holocaust und die Zeit des Nationalsozialismus zu entwickeln, die ein breites Publikum ansprechen. Das digitale Spiel nimmt die systematische Ermordung tausender kranker und behinderter Menschen in den Blick und wie dieses grausame NS-Verbrechen transgenerational in Familien erinnert wird.“

Das digitale Spiel wird von ROTxBLAU und Gedenkstätte in einem gemeinsamen, partizipativen Prozess entwickelt, der innovatives Gamedesign mit erinnerungskultureller Expertise vereint. Die Gedenkstätte gewährleistet hierbei die historische Plausibilität des Spiels und begleitet den Entwicklungsprozess mit einem pädagogischen Programm zum Thema Familiengeschichte. In verschiedenen Workshopformaten unterstützt die Gedenkstätte Jugendliche bei der Erforschung ihrer eigenen Familiengeschichten. Die persönlichen Erfahrungen der Jugendlichen dienen als wichtige Impulse für die Entwicklung der Storyline des Spiels. Gleichzeitig fungieren sie als Testpersonen für das Spiel und geben Feedback zu Spieldesign und -mechanik.

Die Veröffentlichung des Spiels ist für Ende 2026 geplant. Es richtet sich an Jugendliche und Erwachsene mit unterschiedlichem Bildungshintergrund und soll gleichermaßen zugänglich und unterhaltsam sein. „Meine Oma (88)“ wird auf den gängigen Gaming-Plattformen erhältlich sein.

 

Information:

www.brandenburg-euthanasie-sbg.de

www.rotxblau.de

www.alfredlandecker.org

 

Verantwortlich:
Dr. Horst Seferens | Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
16515 Oranienburg | Heinrich-Grüber-Platz | T +49 3301 810920
seferens(at)stiftung-bg.de | www.stiftung-sbg.de

 

Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wird durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

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