Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
5/25: Die niederländische Botschafterin Hester Somsen besuchte heute die Gedenkstätte Sachsenhausen
20. Januar 2025
Nr.: 5/2025
Am heutigen Vormittag hat die Botschafterin des Königreichs der Niederlande, I.E. Frau Hester Somsen, die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen besucht, wo sie von Stiftungsdirektor Axel Drecoll und Astrid Ley, die gemeinsam die Gedenkstätte leiten, sowie Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke begrüßt wurde. Im Anschluss an ein Gespräch stand ein Rundgang durch die Gedenkstätte auf dem Programm. An der Gedenktafel für ihre im KZ Sachsenhausen ermordeten Landsleute legte die Botschafterin ein Blumengebinde nieder.
Im Anschluss an den Besuch sagte Botschafterin Somsen: „Gedenkstätten sind Orte des Erinnerns und des Lernens, dass das Schreckliche, was geschehen ist, nie wieder passieren darf. Das wurde mir heute bei meinem Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen wieder sehr klar ins Bewusstsein gerufen. Die Arbeit der Gedenkstätten ist dabei ein unverzichtbares Instrument zur Vermittlung der Geschichte, des Geschehenen und seiner Bedeutung für die heutige und zukünftige Generationen.“
Stiftungsdirektor Drecoll sagte: „Die Niederländer stellten im KZ Sachsenhausen zwar nur eine kleine nationale Gruppe dar, aber unter ihnen befanden sich zahlreiche prominente Politiker und Intellektuelle. Nicht zuletzt ist Sachsenhausen tief in die niederländische Erinnerungskultur eingebrannt, weil hier mehr als 100 Männer und Frauen des Widerstandes von den Nationalsozialisten exekutiert wurden. Für uns ist es eine große Ehre, dass die niederländische Botschaft auch in diesem Jahr die Tradition fortsetzen wird, den nationalen Gedenktag für die Opfer des Krieges und der deutschen Besatzung am 4. Mai in der Gedenkstätte Sachsenhausen zu begehen.“
Bürgermeister Laesicke ergänzte: „Dass auch Tausende Niederländer im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen unbeschreibliches Leid erfahren oder sogar ihr Leben lassen mussten, ist vor dem Hintergrund unserer Stadtgeschichte eine zusätzliche, unerträgliche Tragik. Denn das damals ‚SS-Stadt‘ genannte Oranienburg verdankte Aufstieg und Wohlergehen ausgerechnet jenem Know-how und Fleiß, den niederländische Siedler und Fachleute einst in die vom 30-jährigen Krieg völlig verwüstete Region brachten. Prinzessin Louise Henriette von Oranien förderte den Geist der Toleranz, der hier blühende Landschaften schuf und gab unserer Stadt ihren Namen. Umso erschreckender waren die Folgen für Stadt und Land, als dieser Pfad zu Gunsten von Überheblichkeit und Hass verlassen wurde und somit in unserer Mitte unermessliches Unrecht und Leid geschaffen wurden. Wir sind froh und dankbar, dass wir heute mit unseren niederländischen Freunden, besonders in unserer Partnerstadt Vught, in diesem Bewusstsein für eine friedliche und gemeinsame Zukunft arbeiten können. Mit Botschafterin Hester Somsen haben wir eine gute Ansprechpartnerin gefunden, welche die Zusammenarbeit mit unserer Stadt in diesem Sinne weiter intensivieren möchte.“
Bereits 1933 wurde der niederländische Journalist Nico Rost im Konzentrationslager Oranienburg in der Alten Brauerei im Stadtzentrum festgehalten. Zwischen 1940 und 1945 waren mindestens 3.700 Niederländer im KZ Sachsenhausen und seinen Außenlagern inhaftiert. Dabei handelte es sich in erster Linie um politische Häftlinge und Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besatzung. Die mit 2.087 Personen größte Gruppe Niederländer kam im September 1944 nach Sachsenhausen, nachdem das Konzentrationslager Herzogenbusch (Vught) geräumt worden war. Weit mehr als die Hälfte der niederländischen Häftlinge überlebte die deutschen Konzentrationslager nicht.
Am 2. Mai 1942 wurden 71 niederländische Widerstandskämpfer, die im sogenannten 1. „Ordedienst“-Prozess zum Tode verurteilt worden waren, im Erschießungsgraben des KZ Sachsenhausen exekutiert. Im KZ Sachsenhausen waren prominente Mitglieder des „Nationaal Comités“ wie der Vorsitzende der Römisch-Katholischen Staatspartei, Tim Verschuur, und der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Arbeitspartei, Koos Vorrink, inhaftiert. Die Mitglieder des „Nationaal Comités“ sollten nach den Vorstellungen der niederländischen Exilregierung in London führende Positionen beim Wiederaufbau des Landes nach der Befreiung übernehmen.
Information: www.sachsenhausen-sbg.de
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